Regensburger Kultur- und Kongresscenter
Regensburg
Wettbewerb 2006
Idee / Konzept
Wie ein Flusskreuzfahrtschiff liegt das RKK am Rand des Donaumarktes vor Anker. Aus den Gestaltelementen der Uferzone entwickelt sich ein länglicher Baukörper, der in seiner maßvollen Höhenentwicklung den Blick auf die historische Altstadtkulisse freihält. Der in zwei Gebäude geteilte Hotelkomplex vermittelt zwischen der Stadtstruktur östlich der Ostengasse und dem Volumen des RKK. Er zeichnet die Dimensionen der historischen Altstadt-Quartierblöcke nach, nimmt die in Nord-/ Südrichtung verlaufenden Gassenquerungen (Trunzer-, Klostermayer-, Gichtlgasse) auf und fügt sich so harmonisch in das Straßenbild der Ostengasse ein.
In Materialität und Erscheinungsbild bilden RKK und Hotel eine gestalterische Einheit.
Als neuer Marktplatz bildet der Donaumarkt einen repräsentativen Vorplatz für das RKK, wird Teil der Kunst- und Kulturmeile und verbindet über die parallel zur Donau liegende Treppenanlage die verschiedenen Niveaus.
Um diese offene Platzsituation gestalten zu können, wird eine umfassende Verkehrsberuhigung und Neuregelung vorgeschlagen, die die nötigen Freiheitsgrade erlaubt. Auf das Verkehrskonzept wird später detailliert eingegangen.
Im weiteren Umgriff des Planungsgebietes (Ideenteil) werden folgende 'unterstützende' Maßnahmen durchgeführt:
- Ein hochwassersicheres zweigeschossiges Parkdeck stellt auf dem Unteren Wöhrd ca. 200 Stellplätze zur Verfügung.
- Eine neue Fußgängerbrücke verbindet die Donaupromenade im östlichen Bereich mit dem P+R-Platz auf dem Wöhrd.
- Hunnenplatz. und Ostengasse werden in einem einheitlichen Verkehrs- und Gestaltungskonzept zusammengeführt und bilden das Umfeld für das RKK
- Der Schwanenplatz wird freiraum- und verkehrsplanerisch geordnet.
- Am Kolpinghaus entsteht ein zentraler Bushaltepunkt.
- Detaillierte Beschreibungen der landschaftsgestaltenden und verkehrstechnischen Maßnahmen finden sich in den jeweiligen Abschnitten.
- Die Anlegestellen der Kreuzfahrtschiffe erhalten neue Servicestationen.
- Der Ostenstadl wird als Ort für Kleinkunst und Unterhaltung umgebaut, Stadtinformation und Schiffahrt erhalten eine 'repräsentative Unterkunft'.
Kultur- und Kongresszentrum
Das RKK ist als eine Komposition der verschieden großen Veranstaltungssäle ausgelegt. Während sich das Volumen des großen Saals als steinerner Kubus über dem Donaumarkt erhebt, umspielen die anderen Säle das offene Foyer und 'schweben' gleichsam über der Donau.
Nach außen bestimmen die gläsernen Foyers und die Donauterrassen das Erscheinungsbild. Alle Einzelelemente sind über ein gemeinsames Dach verbunden. Eingangsfoyer und Platz fließen ineinander. Eine langgestreckte Treppenanlage mit einladenden Sitzstufen verbindet den höherliegenden Platz (Hochwasserschutz) mit dem Donauufer. Ein-, Aus- und Durchblicke erzeugen eine offene und einladende Atmosphäre. Ein Tagescafé am Platz trägt zur Belebung bei. Eine spannungsvolle Stimmung bei Abendveranstaltungen wird durch die indirekte Beleuchtung des Steinkubus erzeugt. In die Uferpromenade integrierte Uplights unterstreichen den leichten Gesamteindruck des Gebäudes.
Unter dem Ensemble aus RKK und Hotel bietet eine gemeinsame Tiefgarage insgesamt 463 Stellplätze - mit Zufahrten von St. Georgen-Platz / Kalmünzergasse und einer Ausfahrt in der Gichtlgasse Richtung Ostengasse Auf dem Parkniveau befindet sich außerdem die Andienung für den Küchenbereich des RKK und des Hotels. Die Tiefgarage ist über ein eigenes Foyer mit Garderoben und zentraler WC-Anlage an die Foyers der Obergeschosse angeschlossen.
Zum Ostenstadl hin schließt das RKK auf vier Ebenen mit Nebenräumen, Garderoben und Verwaltungsbüros ab.
Bei Planung und Konzeption der Säle standen Akustik und Flexibilität in der Nutzung im Vordergrund. Im Kongress-/ Konzertsaal mit seinen klassischen Proportionen und den akustisch wirksamen Decken- und Wandbelägen sind die verschiedensten Veranstaltungen durchführbar. Der große Saal lässt sich auf die verschiedenen Anforderungen hin adaptieren, teilen etc. und bietet so ein vielfältiges Angebot. Großer und kleiner Tagungsraum sind unterschiedlich teilbar, die kleinen Seminarräume mit Donaublick runden das Angebot ab.
Hotel
Wie bereits erwähnt, ist das 4*+ Hotel aus städtebaulichen Überlegungen heraus in zwei Gebäudeteile aufgeteilt, die durch eine gläserne Brücke verbunden sind. Für die Erdgeschosszone des westlichen Abschnitts ist eine Laden- und Dienstleistungsnutzung vorgesehen, während im östlichen Gebäudeteil das Foyer des Hotels das Restaurant und eine Bar untergebracht sind. So wird eine Qualitätsverbesserung der Ostengasse initiiert und das Gebiet der Ostenwacht 'belebt' an die Altstadt angeschlossen.
In den drei Obergeschossen sind 145 Zimmer untergebracht. Der Spa- und Wellnessbereich befindet sich im 3. OG und bietet so einen 'entspannenden' Blick vom Sonnendeck zur Donau. Beide Gebäude finden ihren oberen Abschluss in einem zurückgesetzten Staffelgeschoss. So werden die historischen Traufhöhen der Nachbarschaft eingehalten. Diese Premiumlage mit Blick in die Altstadt und zum Fluss eignet sich besonders gut für Appartements und Suiten verschiedener Größen, die dem Qualitätsanspruch eines Hotels dieser Kategorie gerecht werden und das Programm ergänzen.
Andienung, Parken und Erschließung erfolgen über die gemeinsame Tiefgarage. Eine repräsentative Vorfahrt befindet sich an der Ostengasse. Das 1. UG im Bereich des Hotels ist als Servicegeschoss konzipiert und nimmt den Küchen-, Hauswirtschafts- und Lagerbereich auf.
Konstruktion / Material / Erscheinungsbild
Für die Tragkonstruktion der Neubauten ist eine STB-Skelett-Konstruktion aus Stützen, Wänden und Flachdecken vorgesehen. Im TG-Bereich wird eine wasserundurchlässige STB-Wanne erforderlich sein, die auch gegen Auftrieb zu sichern ist.
Dem Entwurfsgedanken folgend wird ein ganzheitliches Erscheinungsbild vorgeschlagen – ein Wechselspiel aus Glas und Naturstein, Transparenz und Geschlossenheit.
Sämtliche Außenmaterialien kommen dabei aus einer Natursteinfamilie - z. B. Dolomit grau/gelb - mit unterschiedlichen Oberflächen. So werden z. B. die Stützmauern und Außenwände entlang der Donau als Fortsetzung der Wandelemente des Marc-Aurel-Ufers gestaltet. Für die Treppenanlage am Fluss kommt geschnittenes, raues Material zum Einsatz. Für die Pflasterungen wird grob behauenes, für die Bodenbeläge innen geschnittenes (poliertes) Material verwendet.
Im Kontrast zu den geschlossenen, massiv wirkenden Natursteinflächen stehen die großflächigen Verglasungen zum Platz und zur Donau, die einen spannungsvollen Gegensatz zwischen technischen und natürlichen Materialien darstellen.
Im Innenraum dominieren helle Wand- und Deckenflächen, die ein lichtes und transparentes Raumerlebnis schaffen. Gemeinsam mit den Natursteinwänden und -böden erzeugen sie eine freundliche und vornehme Atmosphäre.
Energiekonzept / ökologischer Ansatz
Die Gebäude Kongresszentrum und Hotel sollen im Sinne des ökologischen Ansatzes überwiegend natürlich belüftet und belichtet werden, was durch das architektonische Konzept weitestgehend sichergestellt wird.
Das Energiekonzept zielt darauf ab, das Temperaturniveau des Erdreichs zur Gewinnung von Heiz- und Kühlenergie zu nutzen. Die direkte Lage an der Donau und der daraus resultierende hohe Grundwasserspiegel ist hervorragend geeignet um einen optimalen Energieaustausch des Bodens zu gewährleisten.
Die Energiegewinnung erfolgt über ein Erdsondenfeld, das unter der Tiefgarage angeordnet ist. Im Winter dienen die Erdsonden als Quelle für eine Wärmepumpe. Je geringer die Temperaturdifferenz zwischen der Wärmequelle und der Vorlauftemperatur des Heizsystems ist, desto höher ist dabei die Effizienz.
Deshalb ist ein Flächenheizsystem mit niedrigen Vorlauftemperaturen vorgesehen. Tagsüber beträgt die Vorlauftemperatur maximal 45 °C (Auslegungstemperatur). Damit werden die Fußbodenheizung / -kühlung (Eingangsbereich), die Heizkörper und die erforderlichen Lüftungsanlagen, sowie die Klimadecken betrieben. Während der Nachtstunden, mit Ausnahme von Vorstellungszeiten bzw. Konferenzen, werden die thermoaktiven Decken beladen und die nicht genutzten Verbraucher im abgesenkten Betrieb gefahren.
Die kleineren Konferenz- Seminarräume werden mit Kühldecken, die Hotelzimmer mit thermoaktiven Decken ausgestattet. Diese Systeme sollen im Kühlbetrieb lediglich die Grundkühlung darstellen. Um die zeitlich begrenzt bzw. unterschiedlich genutzten Räume nicht ständig auf die erforderliche Raumtemperatur zu kühlen, oder wenn durch eine hohe Personenzahl die Leistung der Kühldecke nicht ausreicht, sind Umluftkühlgeräte in den Zwischendecken bzw. Eingangsbereichen der Hotelzimmer vorgesehen.
Im Sommer wird die Kälte des Erdreiches genutzt, um das Gebäude zu kühlen. Die Erdsonden versorgen nun die thermoaktiven Decken sowie die Zuluftkühlregister mit Kühlenergie. Dadurch, dass das Erdreich im Sommer erwärmt und im Winter abgekühlt wird, ist die Energiebilanz in etwa ausgeglichen. Zudem wird das Erdreich durch den Grundwasserstrom regeneriert, wodurch eine kontinuierliche Erwärmung bzw. Abkühlung vermieden wird.
Freiraumplanung
Das Freiflächenkonzept nimmt die vorhandenen Wegebeziehungen auf und stärkt diese durch Ausbau, Ergänzung und teilweise Neuanlage. Ziel ist die Schaffung eines schlüssigen Gesamtwegekonzeptes, welches die einzelnen Bereiche (Grünflächen, Stadtplätze, Altstadt und Parkierungsanlagen) fußläufig erreichbar macht. Begleitet werden diese Maßnahmen durch ein unterstützendes Verkehrskonzept. Das Grünkonzept berücksichtigt die verschiedenen Bereiche mit entsprechend unterschiedlichen Baum- und Gehölzstrukturen. So sind z.B. im Bereich des Donauländes (südliches Donauufer) intensiv gestaltete Grünbereiche (Fortsetzung der Lindenpromenade neben der Thundorfer Straße im Anschluss an das Kongresszentrum) vorgesehen, während auf der gegenüberliegenden Seite (unterer Wöhrd) lockere Gehölzstrukturen mit naturnahem Charakter prägend sind.
Vorplatz Kongresszentrum und Hunnenplatz
Die offene Fläche orientiert sich in Ausrichtung und Oberflächengestaltung am Kongresszentrum. Linear angeordnete Sitzelemente, sowie oberflächenbündig eingebaute überfahrbare Wasserspielelemente gliedern den Platz und zeigen mögliche Gliederungen für die künftige Marktnutzung auf.
Der Belag des Platzes wird einheitlich mit dem Verkehrsraum gestaltet. Erforderliche Trennungen erfolgen über Poller. Die Oberflächenbefestigung erfolgt mit Natursteinpflaster.
Über eine großzügige Treppenanlage mit Sitzstufen und -auflagen wird der Platz mit dem Ländenbereich verbunden.
Schwanenplatz
Der Schwanenplatz wird durch akzentuierende Baumreihen (z.B. Gleditsie) gefasst , wodurch er stadträumlich erkennbar wird. Diese Maßnahme wird auch hier durch eine homogene Belagsgestaltung unterstützt. Die Stellplätze werden jeweils an den Kopfenden des neu entstandenen Platzes untergebracht. Die diagonal verlaufende Überfahrung wird durch Markierungsnägel sichtbar dargestellt.
Ostengasse
Durch die Umwandlung der Ostengasse in eine Einbahnstraße werden einseitig Stellplätze angelegt, die an ihren jeweiligen Endpunkten mit Baumpflanzungen aufgewertet werden. Als verwendete Baumart ist die chin. Wildbirne vorgesehen, die mit ihrem schmalen Wuchs und der guten Schattenverträglichkeit den räumlich beengten Verhältnissen gerecht wird. Die Belagsgestaltung erfolgt einheitlich, wie beim Vorplatz Kongresszentrum/Hunnenplatz, mit Natursteinpflaster.
Bereich Ostentor
Der Vorplatz Ostentor wird mit großformatigen Platten akzentuiert. Die Fuß- und Radwegverbindung wird von der Grünanlage an der Gabelsbergerstraße zum Villa Park weitergeführt.
Villa Park / Fußgängerbrücke
Diese Wegeverbindung wird dort aufgenommen und verbreitert. Eine neue Fußgängerbrücke verbindet den Villa Park mit der Parkierungsanlage am Wöhrd. Über eine neu geschaffene Treppenanlage wird der Vorbereich der Fußgängerbrücke an die Donaupromenade angebunden.
Unterer Wöhrd
Die lockeren Gehölzstrukturen entlang des Donauufers werden entlang der Werftstraße tuffartig mit Weiden und Erlen ergänzt, das vorhandene Biotop durch den Bau einer Parkpalette besser geschützt. Die Parkpalette wird mit hoch aufgeasteten Hochstämmen grünplanerisch eingebunden.
Die Großgehölze zwischen Proskestraße und Parkpalette werden als kleine Grünanlage mit Spielplatz (Pocketpark) gestalterisch aufgewertet. Die Grünverbindung über die Proskestraße zum Stadtamhof wird mit kleinkronigen Bäumen herausgearbeitet. Der Grieser Steg soll im Zuge dieser Maßnahme um 75cm angehoben werden.
Verkehrskonzept
Die derzeitige Verkehrssituation im Umfeld des Wettbewerbsgebietes ist gekennzeichnet durch die starke Verkehrsfunktion der Martin-Luther-Straße als Erschließungsachse für Teile der Innenstadt bzw. für den Unteren Wöhrd. Parallel hierzu sind sowohl Dr. Martin-Luther-Straße, als auch Ostengasse, von-der-Tann-Straße und Thundorfer Straße einschl. Eiserne Brücke mit Buslinien belegt, wobei die Nord-Süd-Richtung eine der Hauptbusachsen der östlichen Innenstadt bildet.
Das Verkehrskonzept geht davon aus, dass die MIV-Erschließung für den Unteren Wöhrd künftig im wesentlichen über den Anschluss Nibelungen-Brücke bzw. aus Richtung Innenstadt über die Thundorfer Straße abgewickelt wird. Die dadurch freiwerdenden Entwicklungspotentiale in der Dr. Martin-Luther-Straße wirken sich in mehrfacher Hinsicht positiv aus.
Zum einen erfolgt hier die Einrichtung einer Bustrasse. Im Rahmen dessen werden die vorhandenen Linien in beiden Richtungen auf der Dr. Martin-Luther-Straße gebündelt. In West-Ost-Richtung erfolgt in Ergänzung dazu auf der von-der-Tann-Straße, Dr. Martin-Luther-Straße und Ostengasse die Linien-Bündelung im Einrichtungsbetrieb. Die Verknüpfung in einem zentralen Haltepunkt erfolgt im Bereich Schwanenplatz / Durchfahrt Kolping-Haus.
Zum anderen wird hier die Erschließungsfunktion als Anfahrt für das Kongresszentrum im Rahmen eines Einrichtungsverkehrs Süd-Nord bis Schwanenplatz (Tiefgarageneinfahrt) aufgenommen, im weiteren Verlauf ist nur ein Abbiegen in die Ostengasse möglich. Die Tiefgaragenausfahrt erfolgt über die Gichtlgasse und weiter über die Ostengasse, die zusammen mit dem Busverkehr künftig als Einbahnstraße stadtauswärts betrieben wird. Hierdurch tritt eine Umfeldverbesserung ein, die außerdem eine entlastende Wirkung am Ostentor erbringt. Parkverkehr im derzeitigen Umfang und gegenläufige Benutzung für den Radverkehr auf der Ostengasse sind gewährleistet.
Die zweite Anfahrt für das Kongresszentrum erfolgt aus Richtung Eiserne Brücke bzw. Thundorfer Straße unter Einbeziehung der doppelspurigen Tiefgaragenzufahrt in den LSA-Knotenpunkt. Die Anfahrt auf den Hunnenplatz ist nur noch für den Bus gestattet. Hierdurch wird auf dem Hunnenplatz eine städtebauliche Entwicklung ermöglicht, die eine Anbindung an die Innenstadt erlaubt.
Die Andienung der Hotelschiffe erfolgt über die Villastraße und Donaulände, die entsprechende Ausfahrt über eine Durchbindung von Donaulände und Gichtgasse sowie weiter über die Ostengasse.
Die Andienung mit Catering, Backstage, Ver- und Entsorgung, Reisebussen und Taxi für Hotel und Kongresszentrum erfolgt ebenfalls von der Dr. Martin-Luther-Straße kommend über den Bereich erweiterte Trunzergasse und weiter über die Gichtlgasse in die Ostengasse. Hierfür besteht auch die Option einer Andienung direkt auf der Ostengasse bzw. über die Tiefgarage.
Aus den Gestaltelementen der Uferzone entwickelt sich ein länglicher Baukörper, der in seiner Höhenentwicklung den Blick auf die historische Altstadtkulisse freihält.