Magdeburg Inst.-Geb.
Institutsgebäude für Verfahrens- und Systemtechnik
Magdeburg
Wettbewerb 2005
Die Campusbebauung der Universität in Magdeburg stellt sich als luftige Fortsetzung der Innenstadt dar - der Wunsch nach Dichte und Urbanität drängt sich auf.
Haupterschließungsachse des Campus ist eine Allee, die von West nach Ost verläuft und am Universitätsplatz mit der neuen Bibliothek endet. Das Wettbewerbsgrundstück wird im Süden durch die Mensa und das Rechen- u. Hörsaalzentrum begrenzt, im Norden geht es räumlich in den anschließenden Park über. Plattenbauten im Osten und zwei Institutsgebäude aus den 80er Jahren im Westen bilden die Nachbarschaft. Bauvolumen und -programm des Institutsbaus sind zu gering und ergeben nicht die notwendige 'Substanz' für die wünschenswerte vollständige Bebauung des freien Grundstücks. Dem Gedanken einer umfangreicheren Nachverdichtung folgend stellt er den Beginn einer langfristigen Entwicklungsmaßnahme zwischen Pfälzer- und Hohenpfortestraße dar: Stufe eins zeigt diesen Startpunkt. Das Laborgebäude und die vorgelagerte Grünfläche markieren mit der Nachbarbebauung ein Entrée zum Campus. Das verbleibende Grundstück wird in der 2. Stufe mit einer Erweiterung bebaut, die maximale Ausnutzung wird erreicht. In den angrenzenden Bereichen setzt sich in der 3. und 4. Stufe die Nachverdichtung wie dargestellt fort: Neben dem Institut für Wirtschaftswissenschaften werden die Einzelbaukörper durch eine geschlossene Blockrandbebauung ersetzt, westlich der Bibliothek befindet sich weiteres Verdichtungspotential.
Die Positionierung des 4-geschossigen Baukörpers leitet sich aus dem städtebaulichen Gesamtbild ab. Durch die Nord-Süd-Ausrichtung am Rand des Grundstücks wird für eine zukünftige Entwicklung der maximale Platzvorrat bereitgehalten. Da die Wahrscheinlichkeit oder der realistische Zeitpunkt einer solchen Ausbaustufe derzeit noch offen ist, steht das Institut für Verfahrens- und Systemtechnik unabhängig und unprätentiös als Gegenüber zu einer Dynamik der öffentlichen Bibliothek und antwortet mit einer zurückhaltenden Formensprache. Eine mit einfachen Mitteln gestaltete, von Baumreihen gesäumte Grünfläche ersetzt den bisherigen wilden Parkplatz.
Idee
Ziel ist ein klar gegliederter, konsequent schnörkelloser Riegel, der sich mit einem ‘großen Fenster’ zum zentralen Universitätsplatz öffnet und über den eingeschossigen Baukörper des Rechenzentrums hinweg Aus- und Einblicke bietet.
Die vier Lehrstühle des Instituts sind jeweils auf einem Geschoss organisiert. Der neue Lehrstuhl für Regulationsbiologie ist im EG untergebracht. Die Gemeinschaftsflächen verteilen sich über die Ebenen und befinden sich jeweils an der zentralen Begegnungszone.
Hinter dem ‘grosßen Fenster’ ist das zentrale räumliche Element: Eine über alle Geschosse verlaufende, offene Kommunikations- und Begegnungszone - ein Treffpunkt für Institutsmitarbeiter und Studenten. Der 4-geschossige Wintergarten bietet eine attraktive Raumatmosphäre und ein angenehmes Wohlfühlklima, Sonnenschutzlamellen im Material der Fassade schützen vor Überhitzung.
Funktionale Zusammenhänge
Alle Geschosse sind prinzipiell gleich gegliedert; dies gewährleistet kurze Wege und eine übersichtliche Anordnung der Labor- und Bürobereiche. Anschließend an die mittig liegende Bürozone im Norden, befinden sich zu beiden Seiten die Labore. Als Pendant ist die Südseite symmetrisch in den Winter-/ Energiegarten und die flankierenden Nebenräume unterteilt. Technikräume links und rechts des Wintergartens nehmen alle für die Gebäudetechnik nötigen Flächen auf. Als Erschließungselemente neben den notwendigen Treppenhäusern spielen die beiden transparenten Glasaufzüge und die offene Treppe eine zentrale Rolle. Der Wunsch nach Räumen für Experiment und konzentriertes Arbeiten bei gleichzeitig möglichst großer Offenheit des Grundrisses waren hierbei entwurfsbestimmend.
Material und Konstruktion
Neben der klaren, ruhigen Form ist auch in Ausführung und Wahl der Materialien das Ziel formuliert, mit wenigen starken Elementen die Ruhe der Gestalt zu betonen.
Eine eher industrielle(denk)fabrikartige Atmosphäre drückt sich in der Gesamtgestalt aus, ohne die Aufenthaltsqualität zu vernachlässigen. Das Gebäude besteht aus einer gängigen und somit kostengünstigen STB-Konstruktion (Flach- decken, Stützen, -Brüstungen). Ein STB-Trägerrost auf einer Schotterpackung bildet das Fundament des Gebäudes. Eingehüllt von einer Cortenstahlfassade zeigt sich das Institutsgebäude schon von weitem mit seiner leuchtenden, materialeigenen Farbigkeit. Die ruhige Bänderung der Nordfassade kontrastiert mit der großflächigen Photovoltaik-Anlage. Die gelochten Bleche der Nordfassade wechseln auf der Südseite mit glattem Material ab, Sonnenschutzlamellen verbinden die Fassade über den Wintergarten hinweg zu einem harmonischen Ganzen.
Auch innen sorgt der reduzierte Einsatz weniger Baustoffe für eine ruhige und elegante Atmosphäre: Ein einheitlicher Bodenbelag (z.B. farbiger Epoxyd-Terrazzoboden, fugenlos) zieht sich durch das ganze Gebäude und wechselt nur in den Nebenräumen die Farbe. In den Büro- und Laborbereichen gibt es offene Deckeninstallationen, die Flure sind mit einer Streckmetalldecke versehen. Bürotrennwände und die Wände zur Mittelzone sind in transluzentem Glas ausgeführt - Licht kann durch die gesamte Gebäudetiefe hindurchspielen, ohne dass die Offenheit der Büros einem konzentrierten Arbeiten widerspricht. Die vielen Büroräume verbinden sich zu einer Arbeitszone.
Große Glasfassaden ermöglichen einen hohen Tageslichteintrag und bei Öffnung eines Teils der Glasfelder eine natürliche Durchlüftung infolge Thermik und Wind.