Jena - Institut für Molekulare
Laborgebäude Institut für
Molekulare Biotechnologie e.V.
Jena
Wettbewerb 2004
Ein einladendes und offenes Gebäude, das sich als Forum für internationale Forscherteams versteht und den Austausch der Wissenschaftler untereinander fördern und anregen soll.
Inspiriert wird der dargestellte Entwurf von einem zentralen Aspekt der Arbeit des Instituts für Molekulare Biotechnologie - der Auseinandersetzung mit dem menschlichen Erbmaterial. Er greift das Thema der DNA-Struktur auf und überträgt sie abstrahiert in eine Gebäudeform.
Grundlegender Entwurfsgedanke ist ein Prinzip von zwei Strängen, die über ihre Verbindungselemente zu einer funktionierenden Gesamteinheit zusammen wachsen.
Der Baukörper setzt sich aus zwei schlanken, langgestreckten Elementen zusammen. Dem Schwung der Straße folgend formuliert der nördliche Gebäudestrang eine dynamische und einprägsame Geste, die die Eingangssituation zum südlichen Beutenberg-Campus betont. Er fungiert stadträumlich und topographisch als fassendes Gegenüber. In Fortsetzung der bestehenden Laborgebäude dient der südliche Gebäuderiegel als stabilisierendes Rückgrat.
Der neu definierte Beutenbergplatz bildet das Entrée zur Institutsanlage und stellt in der Platzabfolge ein Pendant zu den Gebäuden des Beutenbergcampus und deren Vorzonen dar. Der Zugang von dort zum IMB ist durch die neu gestaltete Fußgängerunterführung weiterhin gegeben. Dieser zentrale Platz stellt eine klare, eindeutige Eingangssituation sowohl für den Neubau als auch für die bestehenden Institutsgebäude dar, Außen- und Innenraum verbinden sich hier niveaugleich. Unter dem straßenseitigen Riegel leitet ein Wasserbecken zum Eingang, eine Bank lädt zum Verweilen ein. Aus der Anordnung der beiden Gebäudestränge ergibt sich eine trichterförmige Aufweitung des Foyers und eine damit verbundene Öffnung zum Platz hin.
Die Realisierung in zwei Bauabschnitten funktioniert im spiegelbildlichen Anordnen der Nutzungen, ein unabhängiges Funktionieren der Gebäudeteile ist gewährleistet.
Die Dreigeschossigkeit der Baukörper wird durch das Zurückspringen der Fassade und die partiell aufgeständerten Obergeschosse aufgebrochen. Für die Arbeitsbereiche in den oberen Ebenen bedeutet das eine Minimierung der Lärmbelastung von der Winzerlaer Straße. In direkter Erreichbarkeit auf gleicher Ebene befinden sich die dienenden, im Erdgeschoss die allgemein genutzten Räume. Die vorliegende Grundrissfigur stellt eine Neuinterpretation des "klassischen Dreibunds" dar, die für Gemeinschaft, Kommunikation und Gespräch sehr gut geeignete Mittelzone wird zum verbindenden Element der beiden Hauptstränge. Die zentrale, mehrgeschossige Halle verknüpft alle Bereiche miteinander und ermöglicht eine großzügige Transparenz. Gezieltes Verabreden zum Kaffee oder zufällige Begegnungen an den Meetingpoints begünstigen Spontaneität und Kreativität und werten die wissenschaftliche Arbeitsatmosphäre auf. Geschützt durch den Riegel zur Strasse werden die Laborbereiche im rückwärtigen ruhigen Gebäudebereich angeordnet und bilden mit den bestehenden Institutsgebäuden eine räumlich zusammenhängende Laborspange.
Neben dem konzentrierten Arbeiten ergeben sich hier dank großflächiger Fassadenöffnungen weitläufige Ausblicke in die Landschaft, der südlich angrenzende "Institutsgarten" bietet Erholung in den Pausen oder auch den Rahmen für kollegiale Gespräche im Park. Der nördliche Gebäudestrang an der Winzerlaer Straße orientiert sich zum Campus. Die im Bereich der Dunkelraumzonen geschlossene Fassade öffnet sich mittig im Bereich der Bürozone und zeigt dort ein lebendiges und einprägsames Erscheinungsbild. Hier wird die angestrebte Transparenz bis in die zentrale Halle hinein deutlich. An den Enden wird der Strang durch die Einheiten der dienenden Räume abgeschlossen.
Die Verbindung zu den bestehenden Institutsgebäuden erfolgt jeweils im 1. und 2. OG über Stege (zu Gebäude A 2 zusätzlich im UG), die direkt an die Erschließungseinheiten des Neubaus anknüpfen.
Die zentrale Halle dient der Kommunikation und der Vernetzung der einzelnen Institutsbereiche. Auf den Obergeschossebenen befinden sich Servicestationen und Aufenthaltsbereiche, die eine zentrale Erreichbarkeit für alle bieten und ein Maximum an Interaktion zwischen den Arbeitsgruppen ermöglichen.
Lichte Ebenen, Stege und Brücken schaffen die Verbindung von Labors und den zugeordneten Dunkelräumen und erlauben eine spannungsvolle Verknüpfung der Gebäudeteile horizontal wie vertikal. Die Transparenz der Halle und der angrenzenden Arbeitsbereiche unterstreicht den kommunikativen Charakter des Gebäudes und gibt zahlreiche Ein- und Ausblicke frei.
Der Verfasser begegnet somit dem Wunsch des Nutzers nach einem einladenden und offenen Gebäude, das sich als Forum für internationale Forscherteams versteht und den Austausch der Wissenschaftler untereinander fördern und anregen soll. Neben den grundlegenden Anforderungen für modernes wissenschaftliches Arbeiten eröffnet vor allem die Mittelzone Raum für verschiedenste Anlässe, informelle Präsentationen, Vorträge, Feiern, ...
Das äussere Erscheinungsbild des Gebäudes wird durch eine homogen gestaltete Glasfassade geprägt. Vor die gedämmten STB-Wände zieht sich eine Hülle aus rahmenlosen, punktgehaltenen und bedruckten Glaselementen. In den Labor- und Bürozonen kommt eine 2-schichtige Fassade zur Ausführung:
Vor der zurückspringenden raumabschließenden LM-PR-Konstruktion mit Öffnungsflügeln sitzen elektrisch verstellbare, bedruckte, vertikale Glaslamellen, die als Schall- und Sonnenschutzelemente funktionieren. Im geschlossenen Zustand verbinden sie sich zu einer homogenen Hülle - im Tagesverlauf verändert sich der Gesamteindruck auf spielerisch leichte Weise.