Darmstadt Haus G
Wohnhaus
Darmstadt, Paulusviertel
LPH: Entwurf 2005
Der Charme des Altbaus, die Raumaufteilung, die eingegrünten Fassaden, wie auch der alte Baumbestand sind von der Bauherrschaft ‘lieb gewonnene’ und erklärte Zielvorstellung bei der Planung des Neubaus.
Das vorhandene Wohnhaus aus den 20-/ 30er-Jahren entspricht nicht mehr den zukünftigen Raumbedürfnissen. Zudem sind Bausubstanz (Dach, Außenwände, Fenster, Keller) und Haustechnik stark in Mitleidenschaft gezogen und wären nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand zu sanieren.
Aufgrund veränderter Wohnwünsche und dem damit verbundenen Sanierungs- bzw. Umbau- und Erweiterungsaufwand hat sich die Bauherrschaft nach intensiven Diskussionen für einen Komplettabbruch mit Neubau entschieden, unter der Maßgabe, dass das ‘neue Haus’ den Charme des jetzigen Altbaus ausstrahlen soll.
Unter Ausnutzung baurechtlicher Möglichkeiten und der Berücksichtigung wohnspezifischer Anforderungen wurde ein 2-geschossiger, vollunterkellerter Baukörper mit Staffelgeschoss und Dachterrasse entwickelt. Der längsgerichtete Baukörper, dessen Ausmaße sich aus den Bedingungen des rechtskräftigen Bebauungsplans ergeben, ist auf dem schmalen, langen Grundstück in Ost-West-Richtung orientiert und im Rahmen der Baugrenzen und der möglichen überbaubaren Flächen platziert.
Auf dem Grundstück ergibt sich so eine klassische Vorgartensituation, die das Gebäude vom öffentlichen Raum zurücknimmt und sich stilistisch an den Villenvorgärten des Paulusviertels orientiert.
Die Erschließung erfolgt von der Straße. Längs der Grundstücksgrenze ist ein Garagen- und Abstellgebäude konzipiert, das zum Nachbarn hin abgrenzt und den privaten Eingangsbereich definiert und schützt. Auf der rückwärtigen Gartenseite ist ein Raum für Pflanzen und Gartengeräte in den seitlichen Baukörper integriert.
Die Kombination aus den neuen Wohnwünschen und gewohnten Tagesabläufen zusammen mit dem vorgefundenen Charme des Altbaus führen in Grundrissfigur, Raumabfolge- und zuordnungen zu einer Gestaltsform, bei dem sich die typologischen Besonderheiten des Altbaus im Neubau wiederfinden. Das Erdgeschoss mit einer großzügigen Eingangssituation (Windfang, Garderobe, Gäste-WC mit Dusche) gliedert sich klassisch in zwei Hauptbereiche:
Die große Wohnküche mit angrenzendem Speisezimmer nach Osten zum Garten hin, auf der Westseite hin das Wohn- und Musikzimmer, in dem ein Flügel für Musikabende Platz findet, und dazwischen die Bibliothek mit Kamin. Diese Raumfolge umschließt eine großszügig offene Wohndiele, bei der die formale und materielle Ausbildung der Treppe eine besondere Rolle spielt. Diese Treppenskulptur, gibt dem Raumgefüge Halt. Im Erdgeschoss stellt es einen Bereich zum ‘Ankommen’ dar, von hier erschließt sich das Haus, hier begrüßt man Gäste. Bei geöffneten Schiebetüren reichen die Blickbeziehungen vom geschützten Eingang bis zur Wand in der Bibliothek. In der anderen Richtung verbindet die Bibliothek Wohn- und Speisezimmer zu einem durchgehenden Raum. Auf der Gartenseite erweitern eine geschützte Loggia und die angrenzende Terrasse den Wohnraum hinaus ins Freie, zweiflüglige Fenstertüren verbinden Innen- und Außenraum.
In den Obergeschossen befinden sich Aufenthalts- und Schlafräume, Bad und Ankleidezimmer.
Vom Schlafzimmer mit Loggia oder auch vom Bad aus genießt man den Blick in den Garten. Das Staffelgeschoss mit der nach Westen gerichteten Dachterrasse bildet nach oben den Abschluss des Gebäudes mit einer separaten, nicht abgeschlossenen Wohnung. Von der Reling der Terrasse aus schweift der Blick in die gegenüberliegenden Bäume des Paulusviertels, den Sonnenuntergang über Darmstadt oder den nächtlichen Sternenhimmel.
Die Nutzräume, wie Vorratsraum, Heizung mit Werkstatt, Bügel- und Waschraum sind im Untergeschoss untergebracht. Außerdem befindet sich hier die Sauna mit Dusche und WC. Unter dem großen Musikzimmer liegt eine separat erschlossene ‘Einliegerwohnung’, bzw. Flächen für eine private Arztpraxis.
Das äußere Erscheinungsbildwird von neu interpretierten Stilelementen des Altbaus geprägt: Der 2-geschossige, kubisch klar gegliederte Putzbau fügt sich dezent und unaufdringlich in das Gesamtbild des Viertels ein: Loggien, raumhohe Fenstertüren und dunkelgrüne (oder naturbelassene) Klappläden, Natursteingewände und -abdeckungen bestimmen die Fassadengestaltung. Die begrünten Fassadenteile verbinden das Gebäude mit der natürlichen Umgebung. Das Material des Natursteins wird in den befestigten Flächen der Außenanlagen wieder aufgenommen und zieht sich so als gestalterisches Thema durch den gesamten Entwurf. Der Gedanke des begrünten Solitärs wird auch in der Materialität des Seitengebäudes (begrünte Sichtbetonflächen, extensives Gründach, Rankbepflanzungen) konsequent fortgesetzt.