St. Gallen Bundesverw.-Gericht
Neubau Bundesverwaltungsgericht
Überbauung Chrüzacker
CH-St. Gallen
Wettbewerb 2004
Das BVG entwickelt sich parallel zum Hang und bildet den Abschluss des Chrüzackers.
Der Baukörper stellt eine ‚stützende Raumkante' dar, die die städtebauliche Entwicklungsachse Nord fortsetzt und abschließt.
Das Bundesverwaltungsgericht der Schweiz entsteht, sowohl städtebaulich als auch topographisch, an einer äußerst prominenten Stelle am Eingang zur Stadt.
Der viergeschossige ‘Kopf’ des Gebäudes markiert diese städtebauliche Eingangssituation. Aufgrund der exponierten Lage ergibt sich in der vorliegenden Baukörperdisposition eine dem Gerichtsthema würdige und gleichzeitig städtebaulich sinnvolle Betonung, ohne eine wuchtige "Machtsymbolik" zu bemühen.
Die Topographie des Hangs wird aufgegriffen und in eine sinnfällige Höhenstaffelung vom Gericht zur Wohnbebauung überführt. Die Bebauung mit dem Thema ‘Wohnen im Park' bietet ungehinderte Blickbeziehungen in das reizvolle Alpenpanorama und wird an keiner Stelle durch die vorgesetzte Bebauung gestört.
Entlang der Rosenbergstraße entwickelt sich das BVG von einem 3-geschossigen Gebäudeteil aus dem Hang heraus in Richtung der Ecke Dufour-/Rosenbergstraße zu einem viergeschossigen Volumen, das die Villa Nef umgreift. Hierin spiegelt sich die innere Organisation wieder: je zwei Pools sind im 1. und 2. OG untergebracht, ein Pool befindet sich im verkürzten 3. OG.
Im Erdgeschoss sind allgemeine Nutzungen wie Dienste, Bibliothek und auch die halb-öffentlichen Bereiche wie Gerichtssäle, Wartebereiche und Cafeteria untergebracht.
Der Eingang zum BVG stellt als Rücksprung im gradlinigen Gebäude ein Pendant zum Volumen der Villa Nef dar, die durch die bauliche "Umarmung" in die Gesamtanlage integriert wird.
Von der übersichtlichen Eingangshalle aus gelangt der Besucher direkt in den L-förmigen Warte- und Aufenthaltsbereich mit Caféteria, die an die Sitzungs- und Gerichtssäle anschließen. Die Trennung von öffentlicher und interner Zugänglichkeit erfolgt also direkt im zentralen Eingang, eine Überlagerung der Sicherheitsstufen ist nicht gegeben.
Die Dreibundstruktur der Obergeschosse mit außenliegenden Bürozonen und einer Mittelzone wird von Licht-/ Energiehöfen unterbrochen, die eine natürliche Belichtung ermöglichen, die die Aufenthaltsqualität in den Bürozonen erhöhen und für eine überschaubare Zonierung der Pools sorgen. Eine flexibel gestaltete und an Veränderungen anpassbare Bürostruktur umgibt die Mittelzone und nimmt die Pools auf. Die Fortführung dieser Struktur im 3. OG birgt ein Entwicklungspotential für einen evtl. sechsten Pool. Darüber hinaus sind zwei weitere große Lichthöfe in das Gebäude eingeschoben.
Auf der Nordostseite schiebt sich das Gericht in den Hang hinein. Die Südwestecke ist von einem ebenen Grünbereich umgeben, der sanft in die Steigung des Hangs übergeht. Im rückwärtigen Bereich sorgt ein in den Hang eingeschnittener Lichthof für die Belichtung der hinteren Räume.
Die Erschließung erfolgt von der Kreuzackerstraße aus. Zwei Zugänge führen auf das Plateau, das die Villa Nef umgibt. Das Gericht liegt leicht erhöht und wird über eine Rampen- und Treppenanlage erschlossen. Lichtstelen markieren den Übergang vom Außenraum in den offen gestalteten Bereich des Erdgeschosses.
Wohnen
"Wohnen im Park" - ein, der exklusiven Lage entsprechender, gehobener Standard und der optische Erhalt der durchgrünten Hangkuppe waren Hauptaspekte bei der Entwicklung der Wohnbebauung am Chrüzacker.
Die in der Geschossigkeit variierenden Einzelhäuser folgen locker den Höhenlinien der Kuppe, die entstehenden leichten Verdrehungen und Versätze begünstigen Ausblicke und Belichtung.
Das Ensemble setzt sich aus vier Haustypen zusammen, die den geforderten Wohnungsmix erfüllen und darüber hinaus weitere Variationsmöglichkeiten zulassen. Alle Wohnungen verfügen über einen direkten Zugang zur Tiefgarage (behindertengerecht). Eine Etappierbarkeit in beispielsweise drei Bauabschnitten ist möglich.
In seiner Gestalt fügt sich die klare, skulpturale Formensprache der Wohnhäuser in den Grünzug ein. Ein Spiel von subtrahierten und addierten Volumina (Loggien, Wintergärten) brechen die Strenge der Körper auf und reagieren auf die Wohnungstypologie.
Die Gestaltung der Außenanlagen orientiert sich am Thema ‘Wohnen im Park’. Begrünte Stützmauern vermitteln zwischen den einzelnen Terrassen. Parkplätze befinden sich entlang der T-förmigen Wohnstrasse. Die durch klare Rücksprünge in der Kubatur definierten Eingänge werden über eine Vorzone erschlossen, die eine Abstufung vom öffentlich/ halböffentlichen Weg zum privaten Wohnungseingang darstellt.
Der vorliegende Entwurf zeigt eine selbstverständliche Verträglichkeit von hohem Nutzungsmaß und durchgrünter Gesamterscheinung. Die Bebauung wirkt leicht und ergibt sich sinnfällig aus der Topographie des Chrüzackers.